Das brodelt gerade in mir.
Die Menschheitsgeschichte hat es immer wieder bewiesen: Vor Menschen, die einem "die Zivilisation" bringen wollen, sollte man sich hüten. Diese Menschen sind tödlich für die eigene Gesundheit oder das eigene soziale Gefüge.
Ob es die Indianer Amerikas waren, die Eingeborenen Afrikas, die Aborigines Australiens oder die Maori Neuseelands: Mit den Entdeckern kam "die Zivilisation" und diese brachte den sozialen und wirtschaftlichen Untergang dieser Völker. Sie wurden raffgierig getäuscht und massenweise gemordet. Ihre unzivilisierte Welt, das Land auf dem sie lebten wurde in Besitz genommen, verhökert und ausgebeutet bis aufs Blut. Selbst wenn man den Naturvölkern ihr Gebiet zurückgeben könnte, sie könnten dort ihrer Kultur entsprechend nicht mehr leben.
Jaja, ich hör sie schon, die Argumente, diese Völker hätten sich nur gegenseitig abgeschlachtet und in vielen Fällen sogar gegenseitig gefressen. Ob ich das wiederhaben wollte, etc bla bla!
Was das gegenseitige Fressen angeht: Das will ich natürlich nicht.
Was das gegenseitige Abschlachten angeht: Na jaaaa... der zivilisierte, westliche Mensch sieht das bekanntlich nicht so eng mit dem Abschlachten von Völkern. Da muss man nicht die Geschichte befragen. Dieser Wunsch, alles was nicht einheimisch ist auszurotten, ist global in jeder Nation zu finden und die Methoden des Schlachtens sind nicht weniger quälend als früher. Im Gegenteil! Methoden die langsames Siechtum zur Folge haben, werden heute bevorzugt eingesetzt. "Die Zivilisation" machte es möglich.
Dabei hat es der Begriff "die Zivilisation" geschafft, so zu tun, als sei die Zivilisation "etwas Gutes". Etwas Positives, Erstrebenswertes, etwas das den Menschen voran bringt, ihm ein besseres Leben ermöglicht. Welch eine begriffliche Heuchelei.
Und was hat das jetzt mit Tierschutz zu tun?
Es gab Zeiten, da lebte ein Hund im Mittelmeerraum, in Ungarn, Polen, Rumänien, Bulgarien einfach so vor sich hin. In Familienverbänden, vielleicht auch einzeln, zogen sie durch die Natur, jagten, schliefen, zeugten Nachkommen und fraßen, was sie finden konnten. Sie wurden krank oder auch nicht und starben irgendwann an ihrer Krankheit oder am Alter, wurden vielleicht vom Rest des Rudels gefressen. Also der ganz normale Wahnsinn eines alltäglichen Hundelebens. In den Städten wurden sie mit Sicherheit auch getötet, wenn sie zu viele wurden. Vielleicht wurden sie auch von Menschen als Beute gejagt und gegessen. Das hat niemanden gestört, bis der Tourismus "die Deutschen" durch die Lande ziehen ließ.
Der Deutsche hat ein weiches Herz. Nicht, wenn es um Kinderprostitution geht! Oder um Kindesmissbrauch! Nein, die jungen Mädchen und Kinder müssen nicht befürchten, dass jemand sie einpackt und sie rettet. Diese Kinder dürfen auch elendiglich verrecken an Verzweiflung und an Drogen kaputt gehen. Aber wir reden ja hier auch nicht von Prostitution und Kindesmissbrauch, wir reden von Tierschutz.
Denn da gibt es diese Hunde! Hunde im
Ausland! Hunde die einen dort aus großen Augen anblicken! Hunde bei denen man die Hüftknochen und die Rippen sehen kann! Die
müssen doch Hunger haben! Die hungern garantiert nur, damit man sie rettet und mitnimmt. Die sind garantiert auch alle
krank! Die brauchen
unbedingt einen Tierarzt! Die
sterben sonst! Das
kann man doch nicht verantworten! Das kann man
unmöglich so lassen! Und dann kriegen diese deutschen Touristen auch noch spitz, dass diese Länder Hunde einsammeln und töten, wenn sie zu viele werden. Welch ein Morden! Welch ein Skandal! (Da fällt mir gerade ein: Es wurden nie Stiere aus Spanien mitgenommen, nach Hause, nach Deutschland, ins Paradies... *grübel*)
Und nun gründete "der Deutsche" viele Vereine zum Schutz dieser Tiere. Im Laufe der Zeit wurden die Angebote, einen südländischen Hund zu retten, so viele, dass
- man heute mit der Lieferung nicht mehr so immer nachkommt. Da kann auch schon mal ein Tier mitgenommen worden sein, dass gerade mal nur herrenlos aussah. Natürlich versehentlich.
- man ein Geschäft draus machen konnte, wenn man in den "Skandalländern" einfach ein paar Tiere für die Rettungsgesellschaften züchten lässt. Denn am liebsten werden bekanntlich Welpen gerettet, weil die so süß sind. Aber so viele Welpen gibt es nicht in den Skandalländern
- vermehrt gerettete süße Welpen zu groß geraten und man sie als "Problem
bärenhunde" wieder los werden will oder muss. Wegen Tierhaarallergien, Umzug, Babies oder unpassendem Hundecharakter.
- vermehrt eingeführte Streuner ihr altes Streunerleben dem zivilisierten Leben in einer Familie vorziehen, abhauen und nicht wieder eingefangen werden können. Diese ehemals autark lebenden Streuner sind nämlich als Familienhunde nicht wirklich tauglich.
Aber das ignoriert der Tierschutz nach dem Motto: Hauptsache erstmal vermittelt!
Wer das ausbadet? In erster Linie unsere einheimischen Tierheime, die aus den Nähten platzen, weil sie meistens mehr aufnehme müssen, als sie abgeben können.
Aber was sind diese Probleme schon, verglichen mit den Tausenden von Bildern mit blutenden, gequälten Tieren, die "dem Deutschen" die Tränen in die Augen treiben, ihn nicht schlafen lassen und sein weiches Herz quälen.
Als Hund sollte man sich also hüten, einem deutschen Touristen mit großen Hundeaugen zu tief in die menschliche Seele zu gucken. Das könnte das weiche Herz aktivieren und das Ende für das eigene, sorgenfreie, aber sehr spannende Hundeleben bedeuten. Auch wenn es mal ruppig wird und der Kumpel einem das Mittagessen klaut. Als Hund sollte man sich gut überlegen, ob man in einem Käfig zwischen kläffenden Artgenossen drauf warten will bis man dort krank wird und an Sehnsucht nach der Freiheit psychisch und körperlich zugrunde geht. Oder ob man lieber da, wo man ist - unter der Sonne Spaniens oder sonstwo - frei rumlaufen will mit dem Risiko, vielleicht doch viel zu früh einem Menschen ins Netz zu gehen, der einen tötet. Für einen Hund dürfte es wenig Unterschied machen, klapperdürr zu sterben, oder mit Herzverfettung vor einem vollen Napf. Für einen Hund dürfte es wenig Unterschied machen, von einem Kumpel totgebissen zu werden, oder bei uns an einem Giftköder zu sterben. Aber darüber denkt ein Tierschützer nicht nach, ein Tierschützer rettet bedrohtes Leben. Das ist sein Lebensinhalt.
Auch dem Tierschutz ist es gelungen, so zu tun, als sei er "was Gutes". Etwas Positives, Erstrebenswertes, etwas das einem Tier ein besseres Leben ermöglicht. Welch eine begriffliche Heuchelei auch hier!
Warum brodelt das nun in mir?
Weil mal wieder irgendwo ein Hund aus dem Ausland abgehauen ist,
sich möglicherweise seiner wiedergewonnen Freiheit erfreut, nicht
einzufangen ist, aber eingefangen werden muss/soll. Das ist nicht schlimm? Neinein! Der findet ja irgendwann irgendwo eine Hündin und macht süße Welpen. Das ist doch niedlich. Ich freue mich auf die Zeiten, wo an unseren Bahnhöfen und in unseren Innenstädten wilde Hunde die Mülltonnen leeren und kleinen Kindern die Süßigkeiten aus der Hand klauen. Das wird spaßig, niedlich und süß sein.
Warum müssen die Zivilisation und der Tierschutz um jeden Preis das Leben von Mitgeschöpfen "verbessern"?
Wieso bilden sich zivilisierte Menschen immer ein, zu wissen, was für andere Menschen oder Tiere "das Beste" ist?
Warum kann man nicht manche Dinge einfach so lassen, wie sie sind?
Bitte? BamBam? Natürlich liebe ich BamBam. Ja, er ist ein Tierschutzhund. Natürlich würde ich immer einen Tierschutzhund nehmen. Aber noch lange nicht jeden und genauso lange nicht
von jedem! Und derzeit auf gar keinen Fall einen Welpen. Das miese Geschäft mit Welpen würde ich niemals unterstützen. Und ein Hund der schon mal autark gelebt hat, käme mir nicht in meine zivilisierte Umgebung.