Samstag, 12. Dezember 2015

Was war das denn nun mit dem Lämmchen?

Bei facebook hat sich ein Kontakt ergeben mit Wiebke, einer Frau die sich auskennt und Ahnung hat. Sie hat meinen Blogeintrag gelesen und hat mich beruhigen können. Hier ein bisschen zusammengefasst, was sie mir am Telefon erzählt hat und so weit sie das aus der Distanz, ohne die Herde und die Örtlichkeiten zu kennen einschätzen kann:

  • Es kann passieren, das aus irgendeinem Grund ein Schaf sein Lamm nicht annimmt. "Erstgebärende" benötigen beim ersten Lamm auch schon mal Hilfe.
  • Es stirbt auch nicht jedes Lamm, nur weil es mal eine Stunde nicht vom Mutterschaf versorgt wird. Da muss man bei trockenem und bei kaltem Wetter oder sogar auch bei Frost nicht eingreifen. Das kann man so lassen.
  • Ein völlig durchnässtes Lamm bei dem derzeitigen nassen Wetter, auf einer derzeit patschnassen Wiese, kühlt aber sehr wohl in kürzester Zeit aus und stirbt dann auch recht schnell, wenn es nicht schnell die Biestmilch bekommt.
  • Darum sei es absolut richtig gewesen, das Lamm zu wärmen, ohne es großartig zu püngeln. 
  • Es stirbt kein Lamm, nur weil man es anfasst oder in eine Decke wickelt.
  • Es sei ein Unding, dass ich so angeranzt worden sei. Jeder vernünftige Schäfer sei froh, wenn ihm ein Missstand aufgezeigt würde, denn sie können unmöglich immer dabei sein, wenn Lämmer geboren werden. 
  • Alles andere zum Thema Schafhaltung, das ich im Blogeintrag beschrieben habe, findet sie "zum Kotzen". Dieser eine Satz soll reichen, Details spar ich mir hier in der Öffentlichkeit des Blogs.
Ich habe gefragt, wie das bei unseren Schafen im Sommer bei Hitze ist, wenn sie mal kein Wasser haben und keinen Schatten. Schafe in Neuseeland oder Australien hätten das das doch auch nicht. Wiebke sagt, das seien andere Rassen. Bei uns hat das Gras im Sommer nicht genug Freuchtigkeit, und unsere Schafe sollten nicht ohne Unterstand bei Hitze gehalten werden. Das sei tierschutzrelevant. Ein ausgewachsenes Schaf braucht bei uns im Sommer ca. 8 Liter Wasser am Tag. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Haltung dieser Herde im Sommer auf den uns bekannten Wiesen tierschutzrelevant.

Ich habe also nichts falsch gemacht. Wiebke meinte sogar, wenn sie mir so zuhört, was ich erzähle, hätte sie vermutlich auch entschieden, das Lamm erst mal zu wärmen.

Eins möchte ich aber noch klarstellen, weil Wiebke meinte, sie fänd es auch nicht toll, wenn Fremde auf ihrer Weide zwischen den Schafen rumlaufen. Fänd ich als Schäfer auch nicht cool. Aber: ich bin nicht über den Schafzaun gestiegen. Das Lamm stand direkt am Schafzaun, ich brauchte da gar nicht reinzugehen.

Wiebke sagt, ich brauche mir nicht die geringsten Vorwürfe zu machen.





Und noch 'n Gedicht!

Diese Woche war bei mir sehr ergiebig an Umgang mit Vollpfosten.

Hab ich ja einen neuen Staubsauger von Dirt Devil. Ich bin der Typ, der vor Gebrauch Bedienungsanleitungen liest und guckt, wie man so ein Teil behandeln muss, damit es ihm gut geht und es lange hält. Da steht ja dann auch drin, welche Teile man rausmachen kann, zwecks Reinigung. Das Teil ist ohne Staubbeutel, also so ein Zyklon-System. In dem Behälter gibt es eine Platte, die sich Reflektor nennt. Diesen Reflektor soll man regelmäßig rausnehmen, unter Wasser abspülen, 24 Stunden trocknen lassen und dann wieder einsetzen.

Regelmäßig heißt nun sicher nicht bei jeder Staubbeutelleerung. Aber inzwischen sammelte sich jenseits des Reflektors viel Feinstaub an und ich dachte es sei sinnvol, diese Reinigung mal zu machen. Das Problem: Ich weiß nicht, wie das rauskommt. Da steht zwar, dass man es rausmachen kann, aber nach meinem Verständnis kann man es wohl eher nicht, ohne den Behälter zu zerstören.

"Ruf den Service an!" sagte mein Hirn. Nummer gesucht und kam auch sofort durch und hatte einen Menschen dran. Seeehr ungewöhnlich schon. Keine Warteschlange, keine automatische Aufforderung noch ein paar Nummer zu tippen, um zum richtigen Sachbearbeiter zu gelangen. Komisch!

Ich dem Menschen mein Problem erklärt.
Er: "Warum sollen sie das denn rausmachen?"
ich: "Weil sich da inzwischen alles voller Feinstaub zugesetzt hat."
Er: "Wird denn die Saugleistung weniger?"
Ich: "Nein, noch nicht, wird aber wohl irgendwann so weit sein. Möchte ich verhindern."
Er: "Warum das denn?"
Ich: "Weil die Bedienungsanleitung das so empfiehlt. Kennen Sie sich mit dem Gerät aus, oder können sie mich weiterverbinden an jemand, der weiß, dass das so inder Bedienungsanleitung steht."
Er, jetzt etwas angefressen: "Ich kenne das Gerät, verstehe aber nicht, warum sie das rausmachen wollen."
Ich: "Schlagen Sie doch mal die Bedienungsanleitung auf Seite xyz auf, da steht, das man das kann und auch soll."
Er doch dann tatsächlich sauer und langsam lauter werdend: "Lassen sie doch mal die Bedienungsanleitung weg."
Ich: "Warum steht das denn dann da drin? Ich pflege Dinge zu hinterfragen, die ich nicht verstehe."
Er setzt an: "Man kann das Hinterfragen auch...
Hab ich ihn unterbrochen: "OK, danke, alles gut, ich ruf woanders an. Wiederhören!"

Jetzt ist der Reflektor mit dem ganzen Feinstaub dahinter immer noch im Gerät. Aber ich werde wohl mal eine andere Telefon-Nummer anrufen. Hab noch eine andere gefunden. Wahrscheinlich ist das dann sie mit der Warteschlange und den zusätzlichen Nümmerchen, bis man beim richtigen Sachbearbeiter ist. Aber vielleicht erwisch ich dort jemand, der das Lesen von Bedienungsanleitungen und das Hinterfragen von Unverständlichem nicht für unnötig hält. Vielleicht teile ich der Serviceabteilung auch mal mit, welcher inkompetente Mensch unter dieser Nummer erreicht wird, die ich mir da ausgesucht hatte. Der sollte wohl besser in die Registratur versetzt werden.

Viel Frust auf der Seele ...

... den ich mir jetzt mal runterschreiben muss. Ich hab ja keine Ahnung von Schafen, aber um zu wissen, dass da was nicht stimmte, heute morgen, muss man die nicht unbedingt haben. Hab ich mich gekümmert und bin wüst beschimpft worden. Aber der Reihe nach:

BamBam und ich waren unterwegs am Mutzbach entlang bis zur Diepeschrather Mühle und weiter bis zum Schäferhundeplatz, von dort zurück, an der Gänsewiese vorbei, wo jetzt die Schafe von der Paffrather Mühle auf der Wiese stehen. Ortsansässige kennen diese Runde und kennen auch diese Schafe.

Den ganzen Weg am Bach entlang konnte ich schon das Lamm hören, das bei den Schafen schrie. Da ist aber die Wiese auf der anderen Seite vom Bach, man kann das nur hören aber nicht einsehen.

Als ich dann auf dem Rückweg an der Gänsewiese entlang ging, schrie das Lamm immer noch. Also ca. 30 Minuten später. Hab ich das eine Weile beobachtet. Das blökende Lämmchen stand am Schafzaun, weiter hinten auf der Wiese lag noch eins stumm und unbeweglich rum. Beide waren winzigst. Kein Alttier kümmerte sich um diese beiden Lämmchen. Bin ich um die Wiese rum und an einer offenen Stelle über den kleinen Bach und zu den Tieren auf die Weide gegangen. Das blökende Lamm stand bis zu den Fußgelenken in einer Pfütze, war patschnass und hatte noch Nabelschnur unterm Bauch hängen. Kein Alttier interessierte sich dafür. Das Lamm blökte also nun schon ne gute Dreiviertelstunde ohne Muttertier da rum. Auf dem Stromkasten steht eine Telefon-Nummer, angerufen, Bescheid gesagt. "Ja danke für den Anruf." Sonst nix. Ich weiß nicht wo der Besitzer wohnt, nur dass er irgendwo mitten in der Stadt ist. "Das dauert ja jetzt noch mal ne halbe Stunde bis der da ist", dachte ich. Hab ich das Lamm aus der Pfütze genommen. Das steckte da nicht fest, das hätte auch von alleine da raus gehen können, hat es aber nicht getan. Es war eiskalt. Hab ich es in meine "Wolfshautjacke" gewickelt. Noch mal angerufen, Bescheid gesagt, dass das Tier völlig eiskalt ist und ich es in der Jacke hätte. Da schreit mich das Weib am anderen Ende der Leitung an, wie bescheuert ich denn wohl wär, jetzt ging das Alttier da nicht mehr bei, das wär das Todesurteil für das Lamm.

Ich: "Soll ich es hier in der Pfütze verrecken lassen? So kalt wie das ist, krepiert das eh bald. Wann kommen Sie? Ich warte!"

Sie: Sie könne nicht kommen, sie sei unterweg, das würde bestimmt noch mindestens ne halbe Stunde dauern.

Ich weiß, dass sie Angestellte hat. Da sind normalerweise immer Männer mit einem Auto unterwegs, die die Schafe versorgen. Hätte sie ja auch die schicken können?

Ich: "Wenn sie in der halben Stunde nicht hier sind, ruf ich die Polizei an."

Sie: "Die Polizei kann da auch nix dran machen." Dann hat die einfach aufgelegt.

Ich hab gekocht. Gefühlskarrussel! Wut, Hilflosigkeit, Angst es doch falsch gemacht zu haben. Das Tier aus der Jacke rausgenommen, auf ein trockneres Stück Wiese gesetzt. Hund mitgenommen im Wald dann gewartet, ob nicht doch ein Alttier sich kümmert. Eins ist dann nach ner Weile hingegangen, hat das Lamm abgeschüffelt, hat es auch zwischen den Hinterbeinen suchen lassen, aber trinken durfte es nicht. Das Alttier ist weitergegangen, das Lamm blieb wo es war.

Das zweite Lämmchen lag immer noch bewegungslos dort auf der Wiese. Ich bin dann gegangen, weil ich eh nix mehr tun konnte und keinen Bock hatte, mich von der Frau noch unangespitzt in den Boden rammen zu lassen, wenn die ankommt.

Meines Erachtens stinkt diese Schafhaltung eh. Die Alttiere sind Lammwurfmaschinen. So viele Lämmer, wie da rund ums Jahr, auch im Winter geworfen werden, werden da nicht groß. Muss ja auch nicht. Aber da sind das ganze Jahr über Böcke zwischen. Die Schafe kriegen ein Lamm nach dem andern. Das muss sicher auch nicht. Ich hab da schon tragende Alttiere zwischen gesehen, völlig abgemagert aber trächtig. Auf kaputten Beinen hinkend, aber trächtig. Ein Alttier, apatisch am Wassertrog mit dem Maul im Wasser und zwei frisch geborenen Lämmern daneben. Das muss ganz sicher auch nicht!

Am Montag ruf ich beim Veterinäramt an und mach mich mal schlau, ob ich da nun was falsch gemacht hab oder nicht. Und ob man sich fertig machen lassen muss, in so einem Fall. Und ob es normal ist, dass Lämmer mit Nabelschnur fast ne Stunde nach dem Muttertier blöken müssen, bis es kommt und ob dann noch davon ausgegangen werden kann, dass überhaupt eins kommt.

Auf dem Heimweg wollte BamBam nicht mit und hat mich zusätzlich genervt, weil er immer stehen blieb. Bin ich mit dem auch noch ungerecht ausgerastet und musste ihm dann noch mal kurz ins Fell flennen, weil er das auch nicht verdient hatte.

Der Tag ist gelaufen!

Fortsetzung nach einem Gespräch mit einer Schäferin