Freitag, 22. Juli 2016

Einen Erdöl-Krimi ...

... hab ich gelesen. "Europa im Erdölrausch" von Daniele Ganser.

Der Autor ist Historiker und leitet das  SIPER Schweizer Institut für Friedensforschung und Energie, dort findet man auch Informationen zu seiner Person, darum spar ich mir das hier.

Jaja, ich weiß, er ist ein Verschwörungstheoretiker, mit dem man sich nicht befassen sollte, weil diese Leute nur Panik verbreiten. Nun ja, besser als Verschwörungspraktiker, die global in allen Regierungen sitzen und Kriege anzetteln. Daniele Ganser veschwört sich derzeit mit Leuten, denen eher am Frieden in der Welt liegt. Jemand, der ein solches Buch veröffentlicht, hat Feinde.

Er weiß jedenfalls, wovon er in seinem Buch spricht, seine Aussagen sind mit Quellenangaben hinterlegt, man muss ihm also nicht blind glauben, man kann selbst nachforschen. Hab ich nicht getan, ich hab einfach nur gelesen. Bin ich halt dumm genug, ihm zu glauben., muss man mir aber ja nicht nachmachen.

Das Buch handelt viele verschiedene Themen rund ums Erdöl ab. Thematisch, nicht chronologisch. Damit hatte ich dann ein bisschen Schwierigkeiten, alles in den Verlauf der Weltgeschichte einzuordnen. Ist mir nicht immer gelungen, war aber auch nicht so wirklich nötig. Und am Ende des Buches werden die wichtigsten Ereignisse noch einmal chronologisch aufgelistet.

Die Themen beginnen mit der Erdölentdeckung, der Föderung und deren Probleme bei den verschiedenen Erdölarten, über den Preiskampf, den Rausch des Reichtums und des industriellen Wachstums, die Ressourcenkriege (da geht einem die eine oder andere Stall-Laterne auf) und endet mit der Notwendigkeit des Ausstiegs aus dieser Abhängigkeit/Erpressbarkeit und der Nutzung alternativer Energien. Denn - man glaub es ja kaum - die Ölvorräte sind endlich! Das will man aber derzeit eher nicht wahrhaben, nicht drüber sprechen, lieber will man noch ein paar Kriege um die letzten vorhandenen Tropfen führen.

Der Unterschied zwischen der Verschwörungstheorie und der Verschwörungspraxis wird auch in einem kurzen Kapitel verständlich gemacht. Beschämend! Wollen die Praktiker natürlich nicht lesen!

Es war mein allererstes Sachbuch. Veröffentlicht in 2012. Ich habs verschlungen. Pausen hab ich nur gemacht, wenn und weil mir der Kopf rauchte. Am Ende bleiben mir 2 Fragen übrig:
  1. Wir sind inzwischen 4 Jahre weiter. Wie sieht das mit dem Peak Oil heute aus? 

  2. Ausstieg aus dem Erdöl funktionert zum Heizen und zum Antrieb von Maschinen. Aber aus welchem Rohstoff würden wir dann unsere Konsumgüter herstellen können? Zurück zu Metallen? Oder zu Seifen aus Knochen? Auch diese Rohstoffe sind endlich und die Förderung bzw. Herstellung braucht Erdöl.

Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der sich noch der Illusion hingibt, Deutschland sei ein unabhängiges Land. Das Maß, in dem wir vom Goodwill anderer Staaten abhängig sind und in welch hohem Maße unsere Regierung erpressbar ist, ist erschreckend und beängstigend. Kein Buch für schwache Nerven, aber spannend bis zum Ende.

3 Kommentare:

Manulan 5 hat gesagt…

1973 im Jahr der Fahrverbote war man um Alternativen bemüht. VW baute den "Spar-Polo"; jeder Installateur bot "Wärmepumpen" an, es gab günstige staatliche Kredite in dreistelliger Millionenhöhe für
Immobilienbesitzer, die Energiesparende Fenster einbauten.

So gesehen erlebe ich die erste Hälfte dieses Jahrzehnts als Deja vu. Kein ( oder nur geheucheltes ) Interesse am Elektroauto. Umsatz wird mit 3l Diesel SUV gemacht. Die Menschen lernen nicht.

In den 80er Jahren war das alles vergessen. In den Niederlanden konnte man für umgerechnet 52 Pfennig (!) Diesel tanken. BMW baute zum ersten Mal in der Nachkriegszeit eine 12-Zylynder-Limousine, Mercedes zog bald nach, Heizöl war wieder billiger geworden.

Frau Wirrkopf hat gesagt…

Tja, das sind die Dinge, an die man sich erinnert. Aber das ist nur ein Bruchteil der ganzen, brutalen Wahrheit.

Manulan 5 hat gesagt…

Die lautet wohl: Selbst die zivilisierte (= aufgeklärte) Welt ist an der weitern Bewohnbarkeit nicht interessiert. Es ist wichtiger heute noch ein 3l Fahrzeug fahren zu können.