Samstag, 25. August 2018

Was ist eigentlich wichtiger?



Tote Mikroorganismen in einem durch Sommerhitze ausgetrockneten Tümpel oder tote Makroorganismen im Mittelmeer? 

Was ist passiert?
Da zeigt einer in einer fb-Gruppe ein Foto von einem ausgetrockneten Tümpel und bedauert, dass alles private Engagement das Austrocknen nicht verhindern konnte. Humor in den Kommentaren wird nicht erkannt. Der Hinweis, dass die Natur nun mal so spielt  ruft den Klimawandel auf den Plan und nach meinem Hinweis, dass tote Makroorganismen im Mittelmeer auch nicht lustig seien und mir die Haare hoch gehen bei solchen Themen, wurde ich „verhauen“. Ich bin unwissend und dumm.

Nun kann ich mit solchen Kommentaren ganz gut leben, wenn sie, wie in diesem Fall, von Labertaschen kommen, die ihre eigene Wichtigkeit völlig überschätzen. Das ist nicht mein Problem.

Mein Problem ist die Frage, warum mich eigentlich das Engagement für aussterbende Tümpelorganismen, für sterbende Insekten und Vögel so maßlos aufregt. Da werden mit Wässerungsaktionen Einzeller und Würmer gerettet. Die Bevölkerung wird aufgerufen, Bienenhotels zu bauen, weil diese Insekten so wichtig sind. Tatsache ist nämlich: Ich weiß um die Wichtigkeit der Tümpelorganismen und Insekten. Ich weiß auch von Lebenskreisläufen und der Abhängigkeit des menschlichen Lebens von Tümpelorganismen und Insekten. Eigentlich müsste ich das lobend erwähnen und froh sein, dass es Menschen gibt, die ihre Energie in so was stecken.

Aber ich weiß eben auch, dass im Mittelmeer jährlich Tausende von Menschen ersaufen, dass weltweit jährlich Tausende Kinder in Armutsländern verhungern, dass Tonnenweise Umweltgifte bereits in unseren Böden lagern und immer noch mehr drauf gekippt wird.

Und ich bin der Meinung, dass man innerhalb eines einzigen Jahres dafür sorgen könnte, dass es keine Flüchtlingsströme mehr gibt, dass keine Kinder mehr verhungern müssen und dass das Insektensterben aufhört. In dem Jahr danach könnten wir dann ohne schlechtes Gewissen beginnen, Bewässerungsaktionen für Tümpel zu machen und Insektenhotels zu bauen. Ich würde mich nicht mehr aufregen müssen. Dann tät ich sogar mitgießen.

Man müsste nur aufhören Kriege zu führen. Damit würde sich das meiste schon von alleine erledigen. Und man müsste sofort aufhören, Gifte auf die Erde zu kippen. Wenn man die Natur einfach mal ihr Ding machen ließe, wäre das Problem mit den Insekten und Vögeln bald vom Tisch. Ein Jahr nur! Bin ich von überzeugt.

Aber das will keiner, denn das gäbe Umsatzeinbußen und das Wirtschaftswachstum würde nicht nur stagnieren, es würde möglicherweise – oh Katastrophe – zurückgehen! Und so lange das niemand will, regen mich solche Aktionen maßlos auf. Denn es ist sinnlos, Tümpel zu gießen, wenn quasi nebenan Glyphosat und Co auf die Äcker fließt. Und es ist sinnlos sich die Köpfe über Flüchtlinge heiß zu schwadronieren, wenn man auf deren Länder Bomben abschmeißt oder dafür sorgt, dass deren Wirtschaft anderweitig kaputt geht. Es macht mich rasend, wenn ich überlege, wieviel Energie und Geld in sinnlose Maßnahmen und Symptombeseitigungen gesteckt wird und niemand bereit ist, die Ursachen zu beseitigen.

Wer seine Energie in Tümpel und Insektenhotels verschwenden will, kann das aber meinetwegen gerne weiter tun. Wenn es das Gewissen entlastet oder ein gutes Gefühl macht: Bitte! Nur weiter so.

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