Tote Mikroorganismen in einem durch Sommerhitze ausgetrockneten Tümpel oder tote Makroorganismen im Mittelmeer?
Was ist passiert?
Da zeigt einer in einer fb-Gruppe ein Foto
von einem ausgetrockneten Tümpel und bedauert, dass alles private
Engagement das Austrocknen nicht verhindern konnte. Humor in den
Kommentaren wird nicht erkannt. Der Hinweis, dass die Natur nun mal so
spielt ruft den Klimawandel auf den Plan und
nach meinem Hinweis, dass tote Makroorganismen im Mittelmeer auch
nicht lustig seien und mir die Haare hoch gehen bei solchen Themen,
wurde ich „verhauen“. Ich bin unwissend und dumm.
Nun kann ich mit solchen Kommentaren
ganz gut leben, wenn sie, wie in diesem Fall, von Labertaschen kommen,
die ihre eigene Wichtigkeit völlig überschätzen. Das ist nicht mein Problem.
Mein Problem ist die Frage,
warum mich eigentlich das Engagement für aussterbende
Tümpelorganismen, für sterbende Insekten und Vögel so maßlos
aufregt. Da werden mit Wässerungsaktionen Einzeller und Würmer
gerettet. Die Bevölkerung wird aufgerufen, Bienenhotels zu bauen,
weil diese Insekten so wichtig sind. Tatsache ist nämlich: Ich weiß
um die Wichtigkeit der Tümpelorganismen und Insekten. Ich weiß auch
von Lebenskreisläufen und der Abhängigkeit des menschlichen Lebens
von Tümpelorganismen und Insekten. Eigentlich müsste ich das lobend
erwähnen und froh sein, dass es Menschen gibt, die ihre Energie in
so was stecken.
Aber ich weiß eben auch, dass im
Mittelmeer jährlich Tausende von Menschen ersaufen, dass weltweit
jährlich Tausende Kinder in Armutsländern verhungern, dass Tonnenweise Umweltgifte
bereits in unseren Böden lagern und immer noch mehr drauf gekippt
wird.
Und ich bin der Meinung, dass man
innerhalb eines einzigen Jahres dafür sorgen könnte, dass es keine
Flüchtlingsströme mehr gibt, dass keine Kinder mehr verhungern
müssen und dass das Insektensterben aufhört. In dem Jahr danach
könnten wir dann ohne schlechtes Gewissen beginnen, Bewässerungsaktionen für
Tümpel zu machen und Insektenhotels zu bauen. Ich würde mich nicht mehr
aufregen müssen. Dann tät ich sogar mitgießen.
Man müsste nur aufhören Kriege zu
führen. Damit würde sich das meiste schon von alleine erledigen. Und man müsste sofort aufhören, Gifte auf die Erde zu kippen. Wenn man die Natur einfach mal ihr Ding machen ließe, wäre das Problem
mit den Insekten und Vögeln bald vom Tisch. Ein Jahr nur! Bin ich von überzeugt.
Aber
das will keiner, denn das gäbe Umsatzeinbußen und das
Wirtschaftswachstum würde nicht nur stagnieren, es würde
möglicherweise – oh Katastrophe – zurückgehen! Und so lange das
niemand will, regen mich solche Aktionen maßlos auf. Denn es ist
sinnlos, Tümpel zu gießen, wenn quasi nebenan Glyphosat und Co auf
die Äcker fließt. Und es ist sinnlos sich die Köpfe über
Flüchtlinge heiß zu schwadronieren, wenn man auf deren Länder
Bomben abschmeißt oder dafür sorgt, dass deren Wirtschaft
anderweitig kaputt geht. Es macht mich rasend, wenn ich überlege, wieviel Energie und Geld in sinnlose Maßnahmen und Symptombeseitigungen gesteckt wird und niemand bereit ist, die Ursachen zu beseitigen.
Wer seine Energie in Tümpel und
Insektenhotels verschwenden will, kann das aber meinetwegen gerne
weiter tun. Wenn es das Gewissen entlastet oder ein gutes Gefühl
macht: Bitte! Nur weiter so.
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