Samstag, 12. Dezember 2015

Viel Frust auf der Seele ...

... den ich mir jetzt mal runterschreiben muss. Ich hab ja keine Ahnung von Schafen, aber um zu wissen, dass da was nicht stimmte, heute morgen, muss man die nicht unbedingt haben. Hab ich mich gekümmert und bin wüst beschimpft worden. Aber der Reihe nach:

BamBam und ich waren unterwegs am Mutzbach entlang bis zur Diepeschrather Mühle und weiter bis zum Schäferhundeplatz, von dort zurück, an der Gänsewiese vorbei, wo jetzt die Schafe von der Paffrather Mühle auf der Wiese stehen. Ortsansässige kennen diese Runde und kennen auch diese Schafe.

Den ganzen Weg am Bach entlang konnte ich schon das Lamm hören, das bei den Schafen schrie. Da ist aber die Wiese auf der anderen Seite vom Bach, man kann das nur hören aber nicht einsehen.

Als ich dann auf dem Rückweg an der Gänsewiese entlang ging, schrie das Lamm immer noch. Also ca. 30 Minuten später. Hab ich das eine Weile beobachtet. Das blökende Lämmchen stand am Schafzaun, weiter hinten auf der Wiese lag noch eins stumm und unbeweglich rum. Beide waren winzigst. Kein Alttier kümmerte sich um diese beiden Lämmchen. Bin ich um die Wiese rum und an einer offenen Stelle über den kleinen Bach und zu den Tieren auf die Weide gegangen. Das blökende Lamm stand bis zu den Fußgelenken in einer Pfütze, war patschnass und hatte noch Nabelschnur unterm Bauch hängen. Kein Alttier interessierte sich dafür. Das Lamm blökte also nun schon ne gute Dreiviertelstunde ohne Muttertier da rum. Auf dem Stromkasten steht eine Telefon-Nummer, angerufen, Bescheid gesagt. "Ja danke für den Anruf." Sonst nix. Ich weiß nicht wo der Besitzer wohnt, nur dass er irgendwo mitten in der Stadt ist. "Das dauert ja jetzt noch mal ne halbe Stunde bis der da ist", dachte ich. Hab ich das Lamm aus der Pfütze genommen. Das steckte da nicht fest, das hätte auch von alleine da raus gehen können, hat es aber nicht getan. Es war eiskalt. Hab ich es in meine "Wolfshautjacke" gewickelt. Noch mal angerufen, Bescheid gesagt, dass das Tier völlig eiskalt ist und ich es in der Jacke hätte. Da schreit mich das Weib am anderen Ende der Leitung an, wie bescheuert ich denn wohl wär, jetzt ging das Alttier da nicht mehr bei, das wär das Todesurteil für das Lamm.

Ich: "Soll ich es hier in der Pfütze verrecken lassen? So kalt wie das ist, krepiert das eh bald. Wann kommen Sie? Ich warte!"

Sie: Sie könne nicht kommen, sie sei unterweg, das würde bestimmt noch mindestens ne halbe Stunde dauern.

Ich weiß, dass sie Angestellte hat. Da sind normalerweise immer Männer mit einem Auto unterwegs, die die Schafe versorgen. Hätte sie ja auch die schicken können?

Ich: "Wenn sie in der halben Stunde nicht hier sind, ruf ich die Polizei an."

Sie: "Die Polizei kann da auch nix dran machen." Dann hat die einfach aufgelegt.

Ich hab gekocht. Gefühlskarrussel! Wut, Hilflosigkeit, Angst es doch falsch gemacht zu haben. Das Tier aus der Jacke rausgenommen, auf ein trockneres Stück Wiese gesetzt. Hund mitgenommen im Wald dann gewartet, ob nicht doch ein Alttier sich kümmert. Eins ist dann nach ner Weile hingegangen, hat das Lamm abgeschüffelt, hat es auch zwischen den Hinterbeinen suchen lassen, aber trinken durfte es nicht. Das Alttier ist weitergegangen, das Lamm blieb wo es war.

Das zweite Lämmchen lag immer noch bewegungslos dort auf der Wiese. Ich bin dann gegangen, weil ich eh nix mehr tun konnte und keinen Bock hatte, mich von der Frau noch unangespitzt in den Boden rammen zu lassen, wenn die ankommt.

Meines Erachtens stinkt diese Schafhaltung eh. Die Alttiere sind Lammwurfmaschinen. So viele Lämmer, wie da rund ums Jahr, auch im Winter geworfen werden, werden da nicht groß. Muss ja auch nicht. Aber da sind das ganze Jahr über Böcke zwischen. Die Schafe kriegen ein Lamm nach dem andern. Das muss sicher auch nicht. Ich hab da schon tragende Alttiere zwischen gesehen, völlig abgemagert aber trächtig. Auf kaputten Beinen hinkend, aber trächtig. Ein Alttier, apatisch am Wassertrog mit dem Maul im Wasser und zwei frisch geborenen Lämmern daneben. Das muss ganz sicher auch nicht!

Am Montag ruf ich beim Veterinäramt an und mach mich mal schlau, ob ich da nun was falsch gemacht hab oder nicht. Und ob man sich fertig machen lassen muss, in so einem Fall. Und ob es normal ist, dass Lämmer mit Nabelschnur fast ne Stunde nach dem Muttertier blöken müssen, bis es kommt und ob dann noch davon ausgegangen werden kann, dass überhaupt eins kommt.

Auf dem Heimweg wollte BamBam nicht mit und hat mich zusätzlich genervt, weil er immer stehen blieb. Bin ich mit dem auch noch ungerecht ausgerastet und musste ihm dann noch mal kurz ins Fell flennen, weil er das auch nicht verdient hatte.

Der Tag ist gelaufen!

Fortsetzung nach einem Gespräch mit einer Schäferin

1 Kommentar:

Manulan 5 hat gesagt…

Menschen, die beruflich mit Tieren zu tuen haben; man kann auch sagen: Menschen die von und mit Tieren leben (Bauern, Schäfer, Züchter) haben in der Regel kein emotionales Verhältnis zu Tieren. Da steht der Ertrag (Milch, Fleisch, Wolle) im Vordergrund, da werden "Verluste" eher in Kauf genommen. Ich will das nicht werten weil ich zu wenig über Tierhaltung weiß aber auch ich tue mich schwer mit so einer Haltung. Ich würde nach einem solchen Erlebnis auch mit dem Veterinäramt sprechen