Donnerstag, 5. Dezember 2019

Es geht mir doch gut! Oder?



Ich war wohl eine Enttäuschung für ihn. Karriere, Geld, Ansehen, alle diese Dinge, die ihm wichtig waren und die mir darum auch wichtig sein sollten, haben mir nie imponiert. Er ist längst tot. Niemand mehr da, der Ansprüche an mich stellt, die ich nicht erfüllen mag oder kann.


Für sie war ich wohl auch eine Enttäuschung. Das Lieblingskind war das Andere. Aus mir hätte man eine Schönheit machen können. Sie hätte das gerne getan, aber ich hab dazu nicht getaugt. Sie meinte ich hätte eben kein Sexappeal. Schönheit hat mir auch nie imponiert. Sie ist jetzt auch tot. Auch aus der Ecke kommen keine Anforderungen mehr.

Sie sind tot. Ich lebe.

Und es geht mir doch gut, oder?

Ich bin gesund, ich habe ein Dach über dem Kopf, ich muss nicht hungern und frieren. Schuhe hab ich auch genug. Und ich habe einen Hund. Meinen Seelenhund.

Ich bin auch nicht alleine. Im Gegensatz zu ihnen habe ich Freunde, die mich mögen und gerne mit mir zusammen sind.

Ich kann gehen, wohin ich will und muss niemandem Rechenschaft ablegen über die Dinge, die ich tue oder lasse.

Ich muss keinen Kloß und Tränen im Hals haben, wegen Dingen der Verangenheit, die weh tun,  die ich aber nicht mehr ändern kann. Vergiss es! Lebe! Geh mit dem Hund in den Wald und anschließend trink einen Kakao mit Baileys und Sahne. Geh anschließend noch mal mit dem Hund in die Stadt, kauf was Nettes und trink noch einen Kakao mit Baileys und Sahne.

Auf euch, die ihr tot seid und keinen Einfluss mehr auf mein Leben habt. Und auf mich, die ich lebe wie es mir passt!