Mittwoch, 18. März 2020

Corona, überall und jeden Tag Corona

Bis ca. Mitte der vergangenen Woche hab ich ja nicht gedacht, dass es uns hart treffen könnte. Aber dann kamen plötzlich die komischen Gedanken. Denn es wurden immer mehr Infizierte in Bergisch Gladbach, immer mehr Quarantänen und ca. seit Mitte der Woche gibt es eine Einschränkung des öffentlichen Lebens nach der Anderen in Bergisch Gladbach. Inzwischen muss alles geschlossen bleiben, was nicht unbedingt sein muss.


Und was unbedingt sein muss, entscheidet das Land NRW. Da bleibt nicht mehr viel.


Man kann keine Tickets mehr in den Bussen kaufen, sondern muss sie sich vorher besorgen. Das führte dazu, dass ich gestern von Biesfeld bis Unterthal schwarz gefahren bin. Ich hab nicht dran gedacht, dass ich aus dem Geltungsbereicht meines Tickets hinauswandern würde und stand in Biesfeld ohne Ticket für die Rückfahrt. Automaten gibts ja bei uns unterwegs nicht. Man steigt ein und zahlt.

Noch fahren die Busse im nomalen Takt. Aber die Fahrer sind vom Fahrgastraum abgetrennt.

Heute morgen wollten wir, wie immer mittwochs, nach dem Einkauf auf dem Markt einen Kaffee trinken. Es gibt nur noch Kaffee to go, sitzen darf man nirgends mehr. Kann man auch nicht, die Bestuhlungen sind entweder weggeräumt oder abgesperrt.

Lebensmittelläden sind geöffnet, aber es fehlt vieles, weil die Leute bunkern. Klopapier und Nudeln. Tomatensoßen (für die Nudeln?), Mehl, etliche Sorten Konserven, Kartoffeln, die gängigsten Gemüsearten - alles fast leergeräumt oder ganz weg. Ich hab vorgestern versucht, Mehl zu bekommen: Lidl, Aldi, Alnatura, Netto - nichts. Bea wusste, dass REWE in Paffrath welches hat, sind wir dort schnell hin, und da wars auch schon fast weg.

Die Leute verstehen auch nicht, warum das so ist. Kita geschlossen? Toll fahren wir nach Diepeschrath zum Spielplatz und treffen uns da. Oder im Tierpark in Dünnwald. Schulen geschlossen? Fein, treffen wir uns in der Stadt und machen Party.

Bergisch Gladbach hat inzwischen 19 festgestellte Infektionen, Rhein-Berg 60. Noch nicht viel, aber es zeigte sich ja schon, dass es zahlenmäßig langsam anfängt und nach ein paar Tagen sprunghaft in die Höhe geht.

Ich selbst habe mit den ganzen Schließungen kein Problem. Bei facebook habe ich schon drauf hingewiesen, dass man mit Hartz4 und als Mickerrentner schon lange gezwungener Maßen auf alle sozialen Einrichtungen und Angebote verzichten muss. Ich kann das. Das macht mir keine Probleme. Probleme macht mir aber, dass ich jetzt dem Volk nicht ausweichen kann, das jetzt im Wald rumrennt und die Natur füllt. Jedenfalls hier im Umfeld Paffrather Mühle, Diepeschrather Wald und Mutzer Wald kann ich das nicht. Ich muss schon rausfahren, um alleine und sicher die frische Luft zu genießen. Wenn der Busverkehr reduziert oder gar eingestellt wird, krieg ich ein Probelm mit dem Abschotten. Dann ist hier jeden Tag Sonntag im Wald. Sonntage sind immer schon Gruseltage für uns gewesen.

Familien mit Kindern haben Promleme, Job und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen. Es tun sich Selbshilfegruppen zusammen nach dem Motto biete/suche "ich brauch Hilfe / ich biete Hilfe".

Kleinunternehmern und Künstlern brechen die Einkünfte völlig weg.

Mein Minijob bleibt noch bestehen. Noch kann ich mich auf meinen Chef verlassen, er hat auch noch Arbeit für mich. Ich hoffe für mich selbst, dass dieser eingeschränkte Zustand nicht all zu lange dauert. Wenns zu lange geht, werde ich den Job für eine Weile verlieren. Zum Glück hab ich ein bisschen Reserve.

Vorerst gelten alle Einschränkungen bis nach Ostern, 19.4.20. Danach muss man weiter sehen.