Donnerstag, 11. Mai 2023

Der Radfahrer - die lästige Fliege im Straßenverkehr

Bild von Stephan Wusowski auf Pixabay

Seit Januar 2022 bin ich ja wieder Radfahrer. Seit der ÖPNV mich nur noch gespritzt mitnehmen wollte zeig ich jetzt jedem Bus den Stinkefinger.

Ich fahre Umwege wo immer es sich anbietet. Nicht weils mehr Spaß macht, sondern weil die Überlebenschancen größer sind. Von unserem Stadtteil Hand aus, gibt es keine Strecke in die Innenstadt, bei der ich nicht irgendwie Spuren wechseln (von rechts nach links), oder links abbiegen muss. Was ich dabei erlebe ist echt atemberaubend. 

Ich habe einen guten Rückspiegel und versuche, die Spurwechsel oder das Abbiegen früh genug anzuzeigen, nicht erst, wenn der Nachfolgeverkehr schon neben meinem Hinterrad ist. 

Ich werde auch nach dem Einordnen immer wieder "noch mal schnell" links überholt. Nicht etwa weil der Überholer auch die Spur wechseln oder abbiegen will. Nein, die ziehen, wenn ich schon am Mittelstreifen fahre noch links an mir vorbei um dann wieder auf die rechte Spur zurück und dort weiterzufahren. Was haben die im Kopf? Sie könnten doch auch einfach rechts an mir vorbei!

Kreisverkehr sollte eigentlich eine sichere Sache sein. Vorfahrt beachten beim Reinfahren, Zeichen geben beim Rausfahren. So lange ich mit meinem Rad im Kreisel bin, hab ich Vorfahrt und dürfte theoretisch ohne Richtungsangaben so lange rund fahren, wie ich will. 

Was passiert? An einem Kreisverkehr, der nur aufgezeichnet ist, ohne ausgebauten oder bepflanzten Innenraum werde ich überholt und geschnitten. Oder man kommt einfach von rechts in den Kreisel reingefahren, mir vors Vorderrad.

Nach einem Jahr und 3 Monaten Radfahren habe ich mit viel Glück schon 4 Angriffe auf mein Leben überstanden. Alle auf dem Weg in die Innenstadt oder zurück. Alle von SUVs mit viel Sicherheitszone. Es werden in dieser Stadt noch mehr werden. Vielleicht beendet mal eine Fahrt in die Innenstadt mein "Fliegenleben"? Aber wen kümmert schon der Tod einer Fliege. Pffff ....

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Quelle

2021 lag Bergisch Gladbach auf dem 2. Platz der fahrradunfreundlichsten Städte (100 000 bis 200 000 Einwohner). Diesem Ruf macht es alle Ehre. 

Der Radfahrer soll nicht mitten auf der Straße fahren. Wo kämen wir hin, wenn er das täte. Sogar mittig sind die Straßen in GL in schlechtem Zustand, aber immer noch besser als am Rand, an den der Radfahrer verdonnert wird. Dort tun sich Löcher auf, in die man mit Rädern, kleiner als 28 Zoll, besser nicht hinfallen sollte.  Meins ist ein kleines Klapprad und hat nur 20 Zoll. Da ist es am Straßenrand schon lebensgefährlich, eine Hand vom Lenker zu nehmen, um die Richtung anzuzeigen. 

Ich glaube nicht daran, dass den Zuständigen für Straßenverkehr in GL wirklich was dran liegt, fahrradfreundlich zu werden. Bei allen Änderungen die geplant werden, will niemand wirklich auf Tempo 50 und vor allem auf Parkplätze verzichten. Und Radwege, die ihren Namen zu Recht tragen und sicher sind, müssen letztendlich in einem Bereich verlaufen, in dem jetzt Autos abgestellt werden dürfen. "Um Himmels Willen! Dann verlieren wir Parkplätze!" 

Die Anstrengungen, von einem 2. Platz der unfreundlichsten Städte auf einen akzeptablen Platz in der Liste der freundlichen Städte zu kommen, überfordern hier jeden, der mit Straßenverkehr zu tun hat. 

Fahrradfreunlichkeit muss sich in den Köpfen ansiedeln. Auch in den privilegierten Köpfen der Autofahrer.  Dann klappt sie auch auf der Straße. Dann würde sie sogar unter den armseligen Straßenzuständen in GL funktionieren. Aber hier gibt eben niemand gerne ein Privileg auf. Schon gar nicht wegen ein paar lästiger Fliegen.