Freitag, 9. Oktober 2015

Die lieben Nachbarn!

Wenn ich mit dem Aufzug in die 3. Etage fahre und dort aussteige, ist da ein großer, fast quadratischer Flur. Dann einmal links um die Ecke, durch eine Tür, die meistens offen steht, gelangen Hund und ich in "unseren" Flur. Gleich die erste rechts ist unsere Wohnung. Seit 10 Jahren laufe ich mit dem Hund, der mich gerade in der jeweiligen Lebensphase begleitet, diesen Weg nach Hause. Seit 10 Jahren bringen wir - wie alle anderen Mieter auch - Straßenschmutz mit nach Hause und in diese Flure. OK, der Hund ist der einzige, der auf diesem Weg auch das eine oder andere Haar verliert. Die Mieter müssen diese Flure nicht putzen, das macht eine Reinigungsfirma. Wenn ich bei mir sauge - also ein- bis zweimal die Woche - sauge ich auch die Bereiche rechts und links neben unserer Wohnungstür und die Fußmatte der Nachbarin gegenüber, weil da halt auch Hundehaare drauf liegen. Und wenn ich Wald aus den dicken Sohlen meiner Schuhe verliere, fege ich den auch zusammen, weil die Putzfrau nur einmal in der Woche kommt. Nie ist jemand bei mir vorstellig geworden wegen zu viel Schmutz/Hundehaaren im Flur.

Seit einigen Wochen fegt aber jemand den Schmutz aus dem großen, quatratischen Flur zusammen, in "unseren" Flur. So nach dem Motte: "Das ist nicht unser Schmutz!" Da sonst nur ältere und kränkere Leute als ich in "meinem" Trakt auf der Etage wohnen, hab ich es weggemacht. Kost mich nix. Ich wusste nicht, wer das macht, hatte aber jemanden im Verdacht, von dem ich solche subtilen Erziehungsversuche gewohnt bin. Falsch gedacht! Es kommt von einer Nachbarin, mit der ich über diese Erziehungsversuche immer gemeinsam gelacht habe. Als ich sie fragte, ob sie wisse, wer den Dreck dort in die Ecke fegt, sagte sie: "Ich! Ich putz den großen Flur." (Das macht sie freiwillig, weil ihre Wohnung an diesen Flur grenzt, aber sie muss das nicht.) War ich so perplex, dass ich sie erst mal wortlos und kopfschüttelnd stehen gelassen habe.

Beim nächsten Zusammentreffen im Aufzug sagte sie gönnerhaft: "Wenn du möchtest, können wir darüber mal reden." Ich: "Kein Bedarf und keine Lust und auch zu spät! Hättest du vorher tun sollen." Hab ich sie stehen lassen und bin gegangen.

Wohl wieder jemanden jahrelang falsch eingeschätzt. Aber ich bin ja lernfähig. 66 scheint überhaupt ein Alter zu sein, indem man Leute "kennenlernt".

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