Donnerstag, 5. Mai 2016

Ein Traum

Sie steht in der Küche und kocht. Ihr Lebensgefährte hat Freunde eingeladen. Internetfreunde, seine Freunde, auch ein paar ihrer Freunde und einen fremden Hund. Sie benutzen die Wohnung, trinken, erzählen, sie sind überall. In der Küche ist sie alleine. Der eigene Hund ist auch alleine. Draußen. Im Zwinger. Es wird plötzlich ruhig in der Wohnung. Die Haustür fällt ins Schloss. Der fremde Hund geht auch mit. Der eigene Hund bleibt im Zwinger. Sie bleibt alleine in der Küche. Sie steht, starrt und staunt. Stille!

Welche Rolle spielt sie hier?
Ist sie die Servicekraft?
Ist sie vergessen worden?

Sie schaut sich in der Küche um. Chaos. Das Essen ist erst halbfertig. Wenn sie wiederkommen werden sie hungrig sein. Sie werden erwarten, dass das Essen fertig ist und serviert wird. Vermutlich wird auch danach niemand von ihnen die Küche betreten und sie darf auch das Chaos alleine beseitigen.

Sie schaltet die Herdplatten aus. Langsam geht sie ins Schlafzimmer, nimmt eine Reisetasche, packt ein paar Sachen ein, zieht sich an und verlässt das Haus. Sie holt den Hund aus dem Zwinger und geht mit ihm gemeinsam zum Bus.

Schade, dass sie nicht dabei sein kann, wenn alle zurückkommen. Wie lange mag es dauern, bis sie merken, dass die Köchin fehlt? Bis sie die Notiz in der Küche finden? Der gelbe Zettel auf den sie hastig kritzelte: „Bin bis morgen Abend weg. Wenn ich nach Hause komme, möchte ich nichts und niemanden von euch mehr sehen. NIEMANDEN! Ich möchte als Single weiterleben.“

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