Sonntag, 23. April 2017

Liebe deinen Nächsten - Gedanken in der Badewanne


Foto: pixabay.com
Das Weltgeschehen ist grad dran Schuld, dass ich verstärkt an der Menschheit zweifle. Ich bezeichne mich gerne als altruistischen Misanthropen. Denn es gibt tatsächlich eine ganze Menge Individuen, die ich liebe, aber diese Menge ist begrenzt.

Eine weitere, stark ausgeprägte Eigenschaft ist meine Introversion, deren Beschreibung bei Wiki auf mich 100% zutrifft. Noch nie sah ich mich so genau beschrieben.

Der Extrovertierte sagt: „Ich kann gut mit Menschen umgehen.“
Der Introvertierte sagt: „Ich kann gut Mitmeschen umgehen.“ Das bin dann wohl eher ich.

Mit diesen beiden Charakterzügen fällt die Liebe zum Nächsten oft sehr schwer, denn sie umfasst nicht automatisch die gesamte Menschheit als Spezies. In der Badewanne fragte ich mich nun, wie weit diese Aufforderung, den Nächsten zu lieben, gehen muss. Kommt man aus dieser Liebesnummer irgendwie raus?
  • Muss ich dem Nächsten die linke Wange hinhalten, wenn er mich auf die Rechte schlägt? Oder darf ich ihn einfach stehen lassen und weggehen? Ich könne als unhöflich gelten.
  • Muss ich den Nächsten lieben, wenn er mich hasst?
  • Muss ich dem Nächsten verzeihen, wenn er Krieg führt und tötet?
  • Muss ich einen Mitmenschen lieben, der seinen Nächsten ausbeutet?
  • Muss ich Menschen lieben oder ihnen verzeihen, wenn sie Menschen im Mittelmeer ertrinken lassen?
  • Wie weit geht das mit der Liebe zum Nächsten?
  • Wenn die Liebe zum Nächsten eine Grenze hat, was darf ich dann mit einem Mitmenschen tun, der mich ausbeutet, foltert, betrügt, bestiehlt etc.?
  • Wie weit kann man sich wehren, ohne sich selbst eines Verbrechens schuldig zu machen?
  • Ab wann macht man sich schuldig und sinkt auf das gleiche Niveau des Übeltäters?
OK, es gibt Gesetze, nach denen Straftaten geahndet und bestraft werden. Ich kann mich bei der Polizei melden und anzeigen, dass mir etwas Unrechtes geschehen ist. Aber was, wenn mir das nicht hilft? Wenn der Straftäter weiterhin ungestraft auf freiem Fuß durch die Weltgeschichte läuft und ich damit rechnen muss, dass mir das selbe wieder passiert?

Sind arme Menschen Nächste? Ich fühle mich denen eigentlich näher als einem Manager aus Industrie und Wirschaft, wenn ich ehrlich sein soll. Aber ein reicher Mensch müsste doch auch mein Nächster sein. Ich müsste Arme und Reiche gleichermaßen lieben. Gelingt mir aber nicht.

„Liebe deinen Nächsten“ gilt ja nicht nur für mich, oder doch? Gilt doch auch für Politiker und jeden anderen Menschen dieser Erde. In welchem Radius sind eigentlich Menschen meine „Nächsten“? Die Nachbarschaft? Alle in Bergisch Gladbach? Oder in NRW? Für Politiker vielleicht nur Berlin und dort nur im Regierungsviertel? Berlin soll ja gruselige Ecken haben, sind das auch Nächste? Meine oder die unserer Politiker? Muss ich die alle lieben, sowohl im Regierungsviertel als auch die aus den Gruselecken? Gelingt mir auch nicht.

Jedenfalls scheint Afrika keine „Nächsten-Region“ zu sein, denn Afrikaner muss man nicht lieben, die darf man sterben lassen und so weit in die Verzweiflung treiben, dass sie das auch wollen. Sterben, mein ich. Sonst würden sie nicht zu hundert Tausenden ins Mittelmeer springen wie die Lemminge. Aber von denen denke ich nun wieder, dass ich die sehr wohl lieben will und ihren Tod gerne verhindern würde. Das wünsche ich mir so sehr, dass ich mich gerade am Kauf eines Schiffes beteilige, auf dass sie alle gerettet werden können. Oder doch zumindest einige wenige.

Türken sind auch keine Nächsten, die haben falsch gewählt. Was ist aber mit den vielen netten Türken die ich kenne und lieber lieben als hassen möchte?

Ganz zu Ende mit der Liebe ist es aber dann bei Personen wie Frau Kepetry, Donald Trampel, Flintenuschi, Angie Merktnix etc. Da regt sich tatsächlich Hass in mir. Aber ich bin Pazifist. Rede ich mir zumindest ein. Ich fürchte, ich krieg das nicht richtig hin mit der Nächstenliebe. Oder ich habs falsch verstanden.

Fragen über Fragen und ein Durcheinander wie Kraut und Rüben im Denkorgan.

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