Montag, 3. Februar 2020

Ein altes Leben gerettet

In der Nachbarwohnung heulte der Rauchmelder los. Ich ohne Schuhe raus und da Sturm geschellt. Die alte Frau, die da wohnt, kann sich aber nicht mehr schnell bewegen. Vor der Tür konnte ich schon riechen, dass die Rauchmelder einen echten Grund hatten, zu melden. Als die Tür aufgeht ist innen in der Wohnung dicker weißer Rauch, brennt in den Augen und den Atemwegen beim Atmen.



Balkontür auf, in die Küche, den qualmenden Topf von der rotglühenden Platte genommen, Herd ausgestellt und auf den Balkon zum Atmen.

Ich zu der Alten Frau im Befehlston: "Geh raus auf den Balkon, du vergiftest dich hier!" Sie: "Ich kann nicht so schnell!" Ich: "Dann geh langsam aber GEH RAUS!" Und sie dann: "Warum? Was ist denn los?" Sie hat nicht gemerkt, dass sie Rauch atmete. Das hat mich am meisten erschreckt.

Alle Nachbarn waren auf den Beinen. Der Flur, der Aufzug, meine Wohnung - alles riecht nach Qualm. Alle Nachbarn waren damit beschäftigt, die Rauchmelder auszumachen. Keiner hat die alte Frau genommen und an die frische Luft gebracht, während ich in der Küche mit der Lüftung am Abluftschacht beschäftigt war. Die war nämlich auch zu und ging vor lauter klebrigem Fett nicht mehr aufzudrehen.

Und dann hatte ich Glück: der Sohn der alten Frau kam ins Haus und ich konnte ihm das berichten. Er sagt sie hätte gegessen und vergessen, den Herd auszuschalten. Er weiß, sie müsste ins Heim, sie will aber nicht. Jetzt hab ich aber wenigstens eine Telefonnummer. Denn das war heute nicht das erste Mal, dass ich da helfen musste, aber es war bei weitem das schlimmste Ereignis.

Was mir allerdings gerade durch den Kopf geht: Ich bin sofort rüber, als der Rauchmelder los ging. Der muss sich zum Melden verdammt lange Zeit gelassen haben, so wie die Wohnung voller Rauch war. Bei mir haben die ja auch schon mal gemeldet, aber da war von Rauch noch kaum was zu sehen. Merkwürdig.

Bin voller Adrenalin. Muss mich mal runterfahren.