Sonntag, 20. Dezember 2020

"Vertrau mir ...", sagte die Schlange Kaa


 Foto von Pixabay

Nie werde ich dieses Bild aus dem Dschungelbuch vergessen, in dem die Schlange Kaa Mogli auffordert, ihr zu vertrauen. Und wie dabei ihre Augen hypnotisierende Kreise drehten. Nie vergess ich das. Und immer wenn es um Vertrauen geht, seh ich diese Schlange mit ihren Kringelaugen vor mir. Vertrauen ist eine listige Schlange. Wohlgemerkt: Ich war kein kleines Kind mehr, als ich diese Schlange sah. Ich war schon ziemlich "erwachsen", (obwohl es Leute gibt, die behaupten ich würde das wohl niemals werden). 

Es gibt bei Gruppenarbeiten so eine bestimmte Übung: 3 Menschen, der in der Mitte soll sich nach hinten und vorne fallen lassen und die beiden anderen fangen ihn jeweils auf. Man hätte mich in solchen Übungen fesseln, knebeln und dann schubsen müssen. Niemals hätte ich freiwillig den beiden anderen vertraut, dass sie mich auffangen. Niemand hat mich jemals aufgefangen. Das Leben bedeutet fallen und aufstehen. Man hat Glück, wenn einem jemand beim Aufstehen hilft. Dieses Glück war mir aber hin und wieder vergönnt, das muss ich gerechterweise zugeben.

Im Zusammenhang mit den Gedanken über das Alleinesein musste ich mich immer wieder fragen, ob ich überhaupt genug Vertrauen zusammenkratzen könnte, um ein Alter zu zweit zu wagen. Derzeit lautet die eindeutige Antwort: Nein! Niemals! Und dann hab ich einen fetten Kloß im Hals und das Wasser steigt mir in die Augen. Es gibt nur einen einzigen Menschen, dem ich blind vertraue, meine Freundin, und ein Tier, das graue BamBam. 

Vertrauen ist wie eine kostbare Vase, die von ihrem Bord herunterfällt und in Tausen Scherben geht. Man kann die Scherben aufsammeln und zusammenkleben, aber irgendwo werden Löcher bleiben, weil Stücke zu defekt ist, um noch zu passen. Und wenn diese geflickte Vase noch 2 oder 3 Mal zerbricht, werden die Löcher immer größer, die Splitter immer kleiner und irgendwann ist sie endgültig und dauerhaft zerstört und verloren. 

Wenn ich einen Wunsch frei hätte, wäre es dieser:

Ich möchte mich mal ungestraft und voller Vertrauen "in jemanden hineinfallen lassen" dürfen, mit aller Sicherheit, dass ich nicht falle, dass ich aufgefangen werde! Ich möchte mal wissen, wie sich diese Sicherheit anfühlt. Gibt es die überhaupt? Darf man sich dieses Gefühl überhaupt leisten?

Es gibt da nämlich noch einen Aspekt: Wann wird Vertrauen zu Blauäugigkeit? Ist meine Vase vielleicht immer nur vom Bord gefallen, weil ich zu blauäugig war?