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| Zocken! Foto: pixabay |
Heute bin ich im Spiel des Lebens eine Runde weitergekommen. Leicht wars nicht. Spaß hat es auch nur selten gemacht. Mancher Tag wurde von Angst beherrscht.
Der Grund: Das Spiel hat neue Regeln bekommen. Eigentlich bekommt es jeden Tag neue Regeln. Und das machts schwieriger. Man fängt etwas an und plötzlich und unerwartet kommt der "beep" der den Versuch abbricht, weil er nicht mehr gilt.
Um weiterzukommen muss man jetzt immer mehr Gesundheit opfern. Impfpunkte werden immer wertvoller und erleichtern das Vorankommen. Aber nur wenn man sie in regelmäßigen Abständen neu erwirbt. Sie verfallen schnell. Wer alles daran setzt, seine Gesundheit zu erhalten, verliert Punkte. Ihm werden Vergünstigungen gestrichen, der Bewegungsradius wird eingeschränkt. Außer Essen und Trinken darf man nichts mehr erwerben.
Mitspieler werden immer hilfloser und verwirrter, können und wollen keine Überlebenstipps mehr geben. Die bereit sind, Gesundheit zu opfern, kommen gut vorran. Wer Kontakt mit Gesunden pflegt, büßt Punke ein. Gesundheit wird daher allgemein geschmäht, der Gesunde ausgegrenzt und diffamiert. Was diese Spieler aber nicht oder zu spät bemerken: Die Körperhaltung verändert sich. Sie können immer schlechter aufrecht stehen, aber wenn sie bemerken, dass sie nur noch kriechend vorankommen, ist es zu spät. Wenn alle kriechen, schaut man sich auch immer noch ins Gesicht, nur eben weiter unten.
Der körperlich gesunde Spieler muss sich immer mehr gegen Monster verteidigen, die ihn psychologisch angreifen, was nicht immer sofort zu erkennen ist. Am liebsten verführen diese Monster zu Selbstmorden und fördern die Depression. Angstmonster sind die größten und gefährlichsten, sie fressen Seelen. Der aufrechte Gang funktioniert zwar, wird aber immer freudloser. Die Versuchung, Impfpunkte zu erwerben wird immer größer, ihr zu widerstehen immer kräftezehrender.
Gesunde Spieler können sich zwar zu Gruppen vereinen und gemeinsam versuchen, die Hindernisse des Spiels zu überwinden, aber Gleichgesinnte sind schwer zu finden, weil das Spiel sie als asozial, und radikal markiert. Es wird immer schwieriger, die wahren Charaktere zu erkennen. Und den Gruppen werden wiederum Rechte gekürzt.
Level 73 wurde nun trotz aller Widrigkeiten überwunden. Da es keinen Ausstieg aus dem Spiel gibt muss der Level 74 in Angriff genommen werden. Haustiere sind hilfreich. Sie ermuntern einen täglich: "Sei du selbst!" Sie leben einem das vor und bilden die ruhenden Pole im Spiel.
Ein gutes Mantra zur Bewältigung des Spiels könnte lauten:
Besser alleine stehen, als mit der Masse kriechen.
Heute feiere ich den erfolgreichen Abschluss des 73. Levels. Über den 74. denke ich morgen erst wieder nach.
Prost!
